<149> die Belagerung auf1. Tresckow, der Kommandant von Neiße, benutzte den Augenblick zu einem Ausfall, bei dem der Feind 800 Mann verlor. Harsch und de Ville zogen sich eiligst zurück. Sie gingen über die Neiße, dann über Ziegenhals nach Jägerndorf, unter Zurücklassung bedeutender Munitionsvorräte, zu deren Fortschaffung man ihnen nicht mehr Zeit ließ. Fouqué folgte dem Feinde nach Oberschlesien und nahm Stellung bei Neustadt, wo er ihn am besten beobachten konnte.

Kaum waren die Truppen in der Nähe von Neiße angekommen, so rüstete sich der König zu einem neuen Zuge. Nachdem die Preußen die Lausitz geräumt hatten, war Feldmarschall Daun am 4. November nach der Elbe vorgerückt, hatte sie am 7. bei Lohmen überschritten und bei Pirna ein Lager bezogen. Finck, der nach dem Abmarsch des Prinzen Heinrich in Gamig geblieben war, konnte die Stellung gegen eine so starke feindliche Übermacht nicht halten. Er zog sich auf den Windberg und von da nach Kesselsdorf zurück, während Feldmarschall Daun die Reichstruppen nach Eilenburg, Torgau und Leipzig detachierte. Von dorther war Dohna im Anmarsch.

Wie schon erwähnt, waren die Russen nach Polen abgezogen, mit Ausnahme von Palmenbach, der mit einigen tausend Mann die Belagerung von Kolberg begonnen hatte. Der russische General hatte die Arbeiten mit Macht betrieben. Am 26. und 27. Oktober versuchte er verschiedene Angriffe auf den gedeckten Weg der Festung, wurde aber jedesmal kräftig zurückgeschlagen. Für den 29. bereitete er einen neuen Sturm vor. Selbst für Boote hatten die Russen gesorgt, um über den Festungsgraben zu setzen und den Platz im Sturm zu nehmen. Dohna hatte Platen zum Entsatz von Kolberg geschickt. Er schlug bei Greifenberg ein dortstehendes russisches Beobachtungskorps2 und rückte bis Treptow vor. Sein Erscheinen nahm Palmenbach die Lust an Stürmen und Belagerungen. Er zog über Köslin und Bublitz nach Polen zurück. Die Laufgräben waren am 3. eröffnet worden. Am 29. Oktober wurde die Festung entsetzt. Der Kommandant, Major Heyde3, zeichnete sich während der Belagerung durch seine geschickten Anordnungen, seine Wachsamkeit und Standhaftigkeit aus.

Nun zog Dohna Wedell an sich, der gegen die Schweden gefochten hatte. Er hatte sie bei Fehrbellin geschlagen4 und durch Ruppin bis über Prenzlau zurückgedrängt, dann das ganze Hessensteinsche Detachement in der Arnimschen Herrschaft aufgehoben5 — kurz, er war überall siegreich gewesen. Nun löste Manteuffel ihn mit geringerer Truppenanzahl ab, und auf dem Marsche nach Sachsen führte Wedell die Avantgarde Dohnas.

Genau zur selben Zeit, wo Hadik bei Torgau eintraf, erschien auch die preußische Avantgarde dort (12. November). Hadik zog sich durch den Wald nach Eilenburg zurück, und Wedell folgte ihm auf den Fersen. Da die Elsterbrücken abgebrochen


1 Am 6. November 1758.

2 Am 27. Oktober 1758.

3 Heinrich Sigismund von der Heyde.

4 Am 28. September 1758.

5 Der Überfall der Vorhut der schwedischen Armee unter Generalmajor Graf Hessenstein durch den Major Friedrich August von Schenckendorff in Boitzenburg erfolgte in der Nacht zum 15. Oktober 1758.